Erwiderung auf die häufigsten Einwände gegen den Nationalpark
Landwirtschaft
Die Landwirtschaft befürchtet Einschränkungen für die Bewirtschaftung im Umfeld des potentiellen Nationalparks. Derartige Einschränkungen gibt es bei keinem Nationalpark und sind auch nicht in Sicht.
Allerdings ist es sehr wohl so, dass die Natur praktisch aller Schutzgebiete (Naturschutzgebiete, Nationalparks, FFH-Gebiete) unter Einflüssen von außen leidet: Schadstoffeintrag aus z. B. Verkehr und Landwirtschaft, Lärm, Entwässerung, Klimawandel und weiteres. Das führt dazu, dass selbst in den Schutzgebieten die Natur oft auf dem Rückzug ist. Deshalb könnte es sein, dass zukünftig mit dem Naturschutz einmal ernst gemacht wird und die Gefährdungen von außen zurückgehen müssen.
Trinkwasser
In der Öffentlichkeit werden immer wieder zwei Behauptungen aufgeführt:
Die Trinkwasserförderung könnte beschränkt werden
Es wird oft die Befürchtung geäußert, dass die Trinkwasserförderung im Reichswald nicht mehr verlängert werden könnte oder eine Ausweitung der Förderung unmöglich würde, wenn der Nationalpark ausgewiesen wurde. Ähnliche Diskussionen gab es im Vorfeld mehrerer Nationalparkausweisungen, u. A. in der Eifel. Hintergrund ist, dass der natürliche Wasserhaushalt in Nationalparken besonders geschützt ist. Dabei geht es darum, dass Feuchtgebiete im Nationalpark nicht entwässert werden dürfen.
Tatsächlich gibt es in dreizehn Nationalparken Trinkwassergewinnungsanlagen. Im Bayrischen Wald seit über 50 Jahren. Vor dreißig Jahren wurde der Nationalpark verdoppelt. In der Erweiterungsfläche liegt ein sehr großes Wasserschutzgebiet. Probleme für die Trinkwassergewinnung gab es nie.
Das Land NRW hat zugesagt, dass es durch den Nationalpark keine Beeinflussung der Genehmigungspraxis geben würde.
Trinkwasserqualität
Ab und an wird behauptet, dass durch die vermodernden Bäume Nitrat ins Grundwasser gespült wird. Grundwasser, das aus einer Zeit stammt, in der alle Bäume in der gesamten Landschaft von Insekten, Pilzen und Bakterien zersetzt wurden, weil es noch gar keine Forstwirtschaft gab, enthält kein Nitrat. Nicht der Stickstoff, der im natürlichen Kreislauf aus Wachsen und Zersetzen zirkuliert, ist das Problem, sondern Eintrag von außen, der diesen natürlichen Kreislauf überlastet.
Übrigens: Wollte man eine Stickstoff-Überlast im Wald durch Holzernte reduzieren, müsste man vor allem Äste und Zweige aus dem Wald entfernen, denn im Stammholz sitzen nur wenig Nährstoffe. Würde man Stickstoff über Holzernte inkl. der Zweige aus dem Wald holen, würde man dem Wald aber auch alle anderen Nährstoffe entziehen, die Humusbildung unterbinden und den für den Wald essentiellen Pilzen die Lebensgrundlage rauben.
Erhalt der Straßen durch den Wald
Angeblich wäre der Erhalt der beiden Straßen im Reichswald gefährdet. In allen Nationalparks haben die Straßen Bestandsgarantie – auch sehr viel breitere Straßen, wie z. B. die Bundesstraßen im Nationalpark Harz.
Holzwirtschaft
Dieser Wirtschaftszweig erfährt in der Tat deutliche Einschränkungen. Allerdings ist der Reichswald weit ab von den nächstgelegenen Sägewerken (siehe Karte). Der örtliche Absatz geht überwiegend in den Brennholzverbrauch, der wenig klimafreundlich ist. In der Forstverwaltung und bei den Lohnunternhmern würden Arbeitsplätze wegfallen. Im Bereich der Nationalparkverwaltung und des Tourismus kämen aber deutlich mehr dazu.
Karte der Sägewerke Deutschlands (Quelle: http://www.saegewerke.de/de_DE):
Akzeptanz in der Umgebung
Bei allen Nationalparkausweisungen kam es in der Vergangenheit zu teils sehr kritischen Diskussionen in der Bevölkerung. Diskutiert wurden ganz ähnliche Themen wie im Kreis Kleve: Trinkwasserversorgung, Wirkung auf den Tourismus, Mitspracherecht, Jagd…
In allen 16 Nationalparkregionen hat der Nationalpark mittlerweile eine große Zustimmung in der regionalen Bevölkerung.
Wegenetz
Naturerleben gehört zum Auftrag eines Nationalparks. Alle Nationalparke kennen ein attraktives Wegenetz, das die Besonderheiten der jeweiligen Natur für Besucher erschließt. Gegenwärtig ist das Wegenetz des Reichswaldes sehr von den Holzabfuhrwegen auf dem preusischen Wegenetz geprägt. Sehr viele schmale Pfade sind in den letzten Jahrzehnten verschwunden und fast zugewachsen. Manche dieser Wege sind schon Jahrhunderte alt. Ein Nationalpark bietet die Chance, diesen wieder eine Funktion zu geben und neu zu erschließen.
Das LKW-fähige Wegenetz könnte auf den Bedarf der Feuerwehr reduziert werden.
Zentrales Anliegen eines Nationalparks ist der Schutz der Natur vor möglichst vielen menschlichen Einflüssen. Hierzu gehört auch der Schutz störungsempfindlicher Vögel und Säugetiere. Deshalb haben Nationalparke Kernzonen, in denen das Wegenetz mehr oder weniger stark ausgedünnt ist. Auch im Reichswald würde man Kerne schaffen, in denen Tiere ungestört leben können.
Reit- und Radwege
Derzeit darf nur auf Wegen geritten werden, die so breit sind, dass auch Autos fahren könnten. Die Neusortierung des Wegenetzes ermöglicht auch die Öffnung von schmalen Pfaden als Reitwegen. Auch können Mountainbikerouten von Wander- oder Reitwegen getrennt werden um Konflikte zwischen den verschiedenen Gruppen zu reduzieren. Die zahlreichen breiten Fahrwege durch den Reichswald bieten hierzu viele Möglichkeiten.